„Mir helfen die Erschossenen“

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Gekürzte und überarbeitet Fassung „Mir helfen die Erschossenen“ (Gespräch Denis Karagodin und Dmitri Volchek) veröffentlicht auf der Website „Radio Svoboda“* am 19. November 2016.

Wir werden sie alle zur Verantwortung ziehen: Von Stalin bis zum Henker in Tomsk, einschließlich den Fahrer des Gefangenentransportwagens. Ein Mensch bringt einen anderen um und sagt anschließend: Wissen Sie, ich habe ihn umgebracht, aber hier ist eine Urkunde darüber, dass ich ihn rehabilitiert habe – nun ist alles in Ordnung. Nein – nichts ist in Ordnung. Und dies ist ganz offensichtlich. Nehmen wir an, dass die Diskussion bei uns weder in den 1950er, noch in den 1980er Jahren stattgefunden hatte, doch nun hat sie begonnen!


Stepan Ivanovich Karagodin

Der 56- jährige Bauer Stepan Ivanovich Karagodin wurde in der Nacht zum 1. Dezember 1937 von den Mitarbeitern der Tomsker Stadtdienststelle des NKVD, verurteilt vom einer Sonderkommission als Organisator einer Gruppe für Spionage und Diversion und als Resident japanisch-militärischen Ausspähungen. Er wurde zum Tod durch Erschießen verurteilt. Das Urteil wurde am 21. Januar 1938 vollstreckt. Die Ehefrau und die Kinder wussten nichts von der Erschießung und hofften, dass er noch am Leben sei. Ende der 1950er Jahre habe sie eine Urkunde über die Rehabilitierung erhalten, in der es hieß, dass Stepan Ivanovich „in Haft verstorben“ war.

Denis Karagodin

Der 34-jährige Denis Karagodin, Urenkel von Stepan Ivanovich, Absolvent der philosophischen Fakultät der Staatlichen Universität Tomsk, hat sich entschieden die Namen all derer zu eruieren, die der Falsifikation der Unterlagen der Angeklagten in der „Kharbinsker Affäre“ beschuldigt werden. Es soll eine Kette der Verbrecher erstellt werden, von den Initiatoren im Kreml des „großen Terrors“ bis hin zu den einfachen Ausführern in Tomsk, über die Fahrer der Gefangenentransportwagen und den Maschinenschreiberinnen, die die Unterlagen des NKVD abtippten. Die Archive des sowjetischen Geheimdienstes geben nur sehr ungern Informationen frei, doch Denis hat es geschafft viele Dokumente zu erhalten, die davon zeugen, wie die Maschinerie der stalinistischen Repressionen arbeitete und unschuldige Menschen tötete.

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Немецкая медиа-корпорация «DW (Deutsche Welle​)» о KARAGODIN.ORG

Серия публикаций немецкой национальной общественной медиа-корпорации «DW (Deutsche Welle)» о нашем РАССЛЕДОВАНИИ:

Аналитические материалы и одно прямое интервью (письменная беседа с Денисом Карагодиным) авторского коллектива: Aaron Tilton, Juri Rescheto, Михаила Бушуева, и Олега Кашина:

Seeking justice for Stalin’s victims Who killed Stepan Karagodin? The question has preoccupied his family since the Russian peasant was executed almost 80 years ago. Now his great-grandson says he knows the killers’ names. Aaron Tilton reports from Moscow. – 23.11.2016, DW (Deutsche Welle) – http://www.dw.com/en/seeking-justice-for-stalins-victims/a-36494018

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„Es ist ein Mord geschehen“

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Seit vier Jahren sammelt Denis Karagodin Informationen über das Schicksal seines Urgroßvaters, der vom NKWD erschossen wurde während des großen Stalinistischen Terrors. Seinen Worten nach, müssen nur noch die Namen der Mörder ermittelt werden.

Vor einigen Jahren kam der 33 jährige Denis Karagodin in die russischen regionalen Abteilung des Inlandsgeheimdienstes der Russischen Föderation (FSB) der Stadt Tomsk und hat dem Diensthabendem gemeldet:

– Wissen Sie, es ist ein Mord geschehen.

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Es geschah ein Mord.

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Zur Anmeldung des FSB kam ein junger Mann und hat die Herausgabe des Leichnams seines Urgroßvaters gefordert, der im Jahre 1938 erschossen wurde, mit der Forderung ihm die Namen der Henker zu nennen. Als er eine Absage bekam, entschied er selbst Nachforschungen anzustellen im Fall des Mordes und alle Schuldigen zu ermitteln: Von Stalin bis zu dem Menschen, der auf den Abzug gedrückt hatte.

„Erschießungen waren nicht sehr effektiv. Viel effektiver war entweder das Erwürgen oder das Durchbrechen des Schädels mit einem Brecheisen. Im Gefängnis hatten die Angestellten einen Wettstreit veranstaltet, wer es schafft beim ersten Versuch einen Gefangenen mit einem Tritt mit dem Stiefel in die Leistengegend zu töten… So etwas ist unerträglich zu lesen und ich würde viel dafür geben um diese Dinge nicht mehr zu wissen. Aber ich will die Namen der Menschen kennen, die an der Hinrichtung beteiligt waren und ich werde diese herausfinden.“

Lesen Sie den Bericht von Denis Karagodin über seine Ermittlungen.


Der Urenkel eines Bauers, der im Jahre 1938 erschossen wurde, fordert vom FSB die Herausgabe des Leichnams und die Namen der Henker.

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Die Fragen der Enkel

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Wenn die Aufarbeitung des stalinistischen Terrors ausbleibt, so meint Denis Karagodin, muss sie halt individuell geschehen.

Wird sein Beispiel Schule machen?


„Es gab einen Mord.“ Der FSB-Beamte im sibirischen Tomsk muss sehr erschrocken sein. Der junge Mann vor ihm ließ nicht locker: „Es gab einen Mord und ich möchte wissen, wer die Verantwortlichen sind.“

Der Mord, zu dem Denis Karagodin seit jenem Tag forscht, liegt viele Jahrzehnte zurück: Es geht um seinen Urgroßvater Stepan Karagodin. Der Kosake war Bauer, hatte neun Kinder und wurde in den Jahren des Großen Terrors unter Stalin vom NKWD verhaftet und als „japanischer Spion“ erschossen.

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